Matt durch Damenopfer

Da die Dame, abgesehen vom König, die wertvollste Figur darstellt, erscheint es etwas abwegig, sie zu opfern. Doch ein schnelles Matt ist jedes Opfer im Schach wert und viele Spieler empfinden es als große Freude, das Spiel durch das Opfer der wertvollsten Figur zu gewinnen.

Bei den Eröffnungsfallen sahen wir bereits im Seekadettenmatt, wie ein Damenopfer zum Matt führen kann. Der Unterschied zu diesem Mattmotiv ist, dass es sich bei einem richtigen Damenopfer um einen bewussten Zug handelt. Im Seekadettenmatt war es lediglich der Fehler von Schwarz, der die Dame dahinscheiden ließ.

Ein richtiges Damenopfer wird i. d. R. durch ein Schach dem Schlagen einer Figur mit Schachgebot eingeleitet und führt im besten Fall zu Matt. Hier ist es die Kombination Dg7+ Lxg7 fxg7#, die den Sieg bringt. Die Schönheit des Matts liegt hier nicht nur im Damenopfer, sondern darin, dass der Bauer das Matt gibt.

Damenopfer bergen eine gewisse Eleganz in sich. Damit rechnet man am wenigsten, vor allem wenn es Kombinationen über mehrere Züge sind. Unerfahrene Spieler rechnen diese Möglichkeit kaum durch oder trauen sich nicht, selbst falls sie dadurch gewinnen könnten. In der Tat sollte man hier äußerst genau sein, da eine Fehlberechnung meistens zur Katastrophe führt.

Hier haben wir eine solche Kombination. Weiß ist am Zug und kann in vier Zügen Matt setzen. Das Problem ist der Bauer h7, der den Weg versperrt.

1. Dxh7+ Kxh7
2. Th3+ Lh4
3. Txh4+ Kg8
4. Th8#

Neben dem Damenopfer sehen wir ein wunderbares Zusammenspiel zwischen dem Läufer auf d4 und dem Turm auf h8. Die Dame opfert sich für den Bauern und macht damit die h-Linie frei. Abgesehen vom eigentlichen Matt sehen wir, dass Schwarz auf dem Damenflügel aktiv ist, während Weiß zielstrebig nahezu alle Figuren auf den Königsflügel ausrichtet. Die beiden Läufer zeigen in Richtung des gegnerischen Königs, die Türme und die Dame stehen zum Einmarsch bereit.

1. Dh8+ Kxh8
2. Sg6++ Kg8
3. Th8#

Hier kommt zum Damenopfer ein Doppelschach hinzu. Bei einem Doppelschach, in diesem Fall durch Springer und Turm, muss der gegnerische König immer ziehen. Es reicht weder, dass der Springer geschlagen wird noch, dass die Dame sich auf h4 dazwischen stellt. Der Reiz am Doppelschach ist der enorme Zwang, der auf den Gegner ausgeübt wird. Die hier gezeigte Kombination aus Springer und Turm ist ebenfalls ein häufiges Mattmotiv.

Damenopfer beseitigen zumeist eine blockierende Figur oder (wie im ersten Beispiel) den letzten Verteidiger des Königs. Ich bin mir sicher, dass Sie am Anfang, wenn Sie Ihre Partien analysieren, zahlreiche sinnvolle Opfer übersehen, nicht nur Matt durch Damenopfer. Es liegt in unserer Natur das Spielmaterial schützen zu wollen, aber mit Übung werden Sie in der Lage sein solche Positionen schnell zu erkennen.

Ein Meister der taktischen Opferung war der ehemalige Weltmeister Michail Tal (1960-1961). Das Interessante an seinem Spielstil war, dass seine Opfer oft einer vertieften Analyse nicht standhielten, aber die Angriffe so bedrohlich wirkten, dass seine Gegner kaum in der Lage waren sie vernünftig zu verteidigen. Dies sollte Sie nicht zu sinnlose Opfer verleiten sondern viel mehr ermuntern, mutig zu denken. Rechnen Sie, sofern es die Zeit erlaubt, immer mit gewinnbringenden Opfern.

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