Im Schach spielt es für die Punkte nach dem Ausgang einer Partie keine Rolle, wie viele Figuren auf welcher Seite geschlagen wurden. Auch auf die Wertungszahl, also die Spielstärke des Spielers, hat dies keinen Einfluss. Wenn man aber eine Stellung bewerten will, ist es nützlich, den Wert der Figuren zu kennen. Außer dem König hat jede Figur einen in Punkten bemessenen Wert. Der König ist eine Ausnahme, da er im Spiel nicht geschlagen werden kann. Die Punkte werden so gezählt:
Figur | Wert |
König | 0 Punkte (bzw. unendlich) |
Dame | 9 Punkte |
Turm | 5 Punkte |
Läufer | 3 Punkte |
Springer | 3 Punkte |
Bauer | 1 Punkte |
Ein Läufer und ein Springer sind somit so viel wert wie drei Bauern. Ein Turm so viel wie fünf Bauern oder wie ein Läufer und zwei Bauern. Die Dame ist so viel Wert wie ein Bauer, ein Turm und ein Läufer bzw. Springer.
Wenn Sie also einen Turm für einen Läufer tauschen, haben Sie zwei Punkte verloren. Umgekehrt gewinnen Sie zwei Punkte. Diese Bewertung ist eine gute Entscheidungshilfe, bevor man Figuren tauscht.
Bei einigen Schachprogrammen wird der Läufer mit 3,5 Punkten bewertet, der Springer mit drei. Meiner Erfahrung nach ist diese Bewertung angemessen, wenn noch zwei Läufer auf dem Brett stehen. Zwei Läufer wären sieben Punkte, zwei Springer sechs. Wenn nur noch ein Läufer auf dem Brett steht, ist er, je nach Stellung, höchstens drei Punkte wert.
Der Wert der Figuren dient als Orientierung, Sie sollten es aber nicht als Dogma ansehen. Es gibt viele Situationen im Schach, in denen das opfern einer wertvollen Figur, sogar der Dame, zum Sieg verhilft. Sie sollten nicht auf einen Sieg verzichten, nur weil die Dame neun Punkte wert ist.
Die Punkte dienen zur Stellungsbewertung. Allerdings spielen noch viele weitere Faktoren eine Rolle, auf die ich später eingehen werde. Für den Anfang ist es völlig ausreichend, wenn Sie sich an der oben stehenden Liste orientieren.
Hier noch ein praktisches Beispiel. Zählen Sie die Punkte beider Seiten:
Schwarz ist am Zug. Weiß hat 13 Punkte. Schwarz hat 10 Punkte. Wenn man eine Computeranalyse dieser Stellung bemüht, sieht man, dass die KI die Stellung mit ungefähr +9,0 bis +10,5 bewertet, je nach KI und Analysentiefe. Nach dem, was wir bisher gelernt haben, sollte es aber +3,0 sein (13-10). Das liegt an vielen Faktoren. So ist die Position von Weiß wesentlich besser. Außerdem wiegt ein Figurenvorteil im Schach (Weiß hat einen Springer mehr) umso stärker, je weniger Figuren auf dem Brett sind. Ein Mehrbauer kann zum Ende des Spiels ein Gigant sein, wenn kaum Figuren auf dem Brett sind.