Wie man gegen leichte Gegner einfach gewinnt

Am Anfang kann Schach sehr frustrierend sein. Man erlernt die Regeln, übt, spielt gegen den Computer oder andere Spieler und verliert. Immer wieder. Schnell entsteht der Eindruck, dass man kein Talent für Schach hat. Das ist aber nicht so.

Um ein guter Schachspieler zu werden, braucht es Zeit. Talent ist hilfreich, doch selbst dann sind hunderte Stunden der Theorie, der Übung und Spiele nötig, um ein durchschnittliches Niveau zu erhalten. Auf dem Weg dorthin geben viele auf. Schließlich »muss es doch möglich sein, gegen die KI Stufe 1 auf lichess zu gewinnen.«.

Das ist es auch und es ist nicht schwierig. Die unteren KI-Stufen machen, wie Anfänger und Gelegenheitsspieler, viele Fehler. Man verliert, weil man mehr Fehler macht, bzw. auch nicht die Fehler der KI konsequent ausnutzt.

So einfach geht es

Dabei gibt es eine einfache Lösung, die sowohl gegen Computer sowie Menschen gut hilft. Zur Verdeutlichung möchte ich den alten Schachmeister Siegbert Tarrasch zitieren.

Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, warte bis dein Gegner eine Idee hat. Sie wird sicher schlecht sein.

Es klingt zunächst simpel. Ich lasse den Gegner spielen und warte auf Fehler. Doch in der Praxis muss ich selbst ziehen und kann damit vor meinem Widersacher Fehler begehen. Wie setze ich den Rat des alten Meisters um?

Die Sache ist ziemlich banal. Wir wissen, dass unser Gegner Fehler machen wird. Der Computer, in den unteren Stufen, stellt ebenso gerne Figuren ein wie ein Anfänger. Mit „Figuren einstellen“ meint man kein Vorstellungsgespräch, sondern Verluste. Der Springer kommt auf ein falsches Feld und wird von einem Bauern geschlagen. Der Turm läuft in die Diagonale des Läufers. Solche Sachen. Die geschehen, vor allem im Blitzschach, sehr oft. Bei niedrigen Stufen des Computers passieren derlei Fehler oft schon in der Eröffnung.

Die drei Spielphasen

Zunächst ein anschauliches Beispiel:

 

Der Mensch spielt mit Weiß. In der ersten Phase geht es darum, keine Figuren unnötig zu verlieren und auf Fehler zu lauern.

Auf e4 antwortet die KI auf Stufe 1 oft mit d5. Nach exd5 könnte er zurückschlagen, macht er aber in den meisten Fällen nicht. Wenn doch, kann Weiß die Dame attackieren und sich selbst dabei entwickeln. Im vorliegenden Beispiel kann Weiß ab dem 6. Zug einen Mehrbauern für sich verbuchen. Im 13. Zug ist der zweite Bauer fällig. Im 16. Zug macht die KI wieder einen Fehlgriff und verliert einen Läufer. Phase 1 ist beendet und Phase 2 beginnt.

Jetzt geht es darum, ohne Verluste Figuren abzutauschen. Das sind zwar nicht immer die allerbesten Züge, vereinfachen aber die Situation und führen unweigerlich zum Sieg. Das Stichwort ist hier Simplifizierung.

Im 24. Zug von Weiß hat Schwarz schon so viel Material verloren, dass das Matt nur eine Frage der Zeit ist. Das ist Phase 3: Wir streben konsequent ein Matt an. Im Blitzschach-Beispiel wäre ein schnelleres Matt möglich gewesen, aber was spielt das für eine Rolle, wenn man endlich gewinnt? Man muss lediglich Verluste vermeiden und am Ende darauf achten, dass es kein Patt gibt. 

Zusammenfassung

In der ersten Spielphase lauern wir auf Fehler des Gegners. Er soll ruhig angreifen. Irgendwann macht er Fehler und stellt Material ein. Bis dahin konzentrieren wir uns auf eine gute Entwicklung und decken unsere Figuren. Wenn wir dazu gezwungen werden, tauschen wir gleichwertig ab.

Die zweite Phase beginnt, sobald wir nicht unter drei Materialpunkten besser stehen. Ab dann tauschen wir mindestens gleichwertig ab. Durch unsere wachsende Überlegenheit wird der Gegner weiter Fehler machen. Er opfert oder macht sonstige schlechte Züge.

In der dritten Phase konzentrieren wir uns darauf, Matt zu setzen.

Das theoretische Rüstzeug für die drei Phasen finden Sie in folgenden Lektionen: