Die Gabel ist am einfachsten zu verstehen und kommt auch extrem oft aufs Brett. Es geht dabei darum, mit der eigenen Figur zwei oder mehr Figuren des Gegners anzugreifen. Der Angriff ist dann besonders stark, wenn beide Figuren nicht gedeckt sind oder die angegriffenen Figuren wertvoller sind als der Angreifer.
Springergabel
Der Springer auf g4 greift die beiden schwarzen Türme an. Schwarz (am Zug) kann den Verlust nur dadurch kompensieren, indem er einen der Türme auf e6 bringt. Nach Tee6 folgt Sxh6 und Txh6.
Der Springer ist die perfekte Figur für eine Gabel, da oft die Gefahr besteht, dass man ihn nicht richtig berechnet. Wenn der Springer neben weiteren Figuren auch den gegnerischen König bedroht, spricht man von einem Familienschach. Der Springer hat oft die Möglichkeit zwei oder drei Figuren gleichzeitig angreifen und als Leichtfigur enormen Schaden anrichten.
Läufergabel
Das Diagramm zeigt fast die identische Situation wie die Springergabel, mit dem selben Resultat.
Bauerngabel
Eine Bauerngabel kann sehr effektiv sein, zumal der Bauer die Figur mit dem geringsten Wert ist. Solche Situationen können oft in der Eröffnung entstehen. Gabeln sind ein sehr starker Angriff, aber dieser funktioniert, wie im Diagramm zu sehen, nicht immer. Das Problem ist, dass der Bauer auf g3 gefesselt ist und den Bauern auf f4 nicht decken kann. Hier kommt es also darauf an, wer am Zug ist. Wenn Weiß, dann folgt fxg5. Wenn Schwarz, dann Lxf4. Bauer g3 kann den Läufer nicht schlagen, weil sonst der König durch den Turm im Schach stünde.
Schwarz am Zug. Auf den ersten Blick bringt …e5 nicht viel, da der Läufer den ungedeckten Bauern mit Lxe5 schlagen kann. Die Pointe: Da5+!
Das kommt häufiger vor als man denkt. Die Dame gibt auf a5 Schach und greift eine ungedeckte Figur auf der fünften Reihe an. Weiß kann nur Springer oder Dame dazwischenstellen (Dame ist besser) und Schwarz kann mit der Dame den Läufer schlagen.
Lxe4 ist übrigens erzwungen. Dadurch bekommt Weiß wenigstens den Bauern.
Turmgabel
Der Turm kann ebenfalls zwei Figuren aufs Korn nehmen. In diesem Beispiel kann sich keine der angegriffenen Figuren durch ein Schach oder durch das gegenseitige Decken befreien. Nach La1 Txg5 ist die Stellung übrigens trotz des Materialvorteils von Weiß vorteilhaft für Schwarz. Beide werden eine Dame erhalten, wobei auf dem Weg dorthin Weiß seinen Turm verliert.
Damengabel
Die Dame ist extrem mächtig und vereint die Fähigkeiten von Läufer und Turm. Die Stärke von Schach-Engines besteht u. a. daraus, diese Fähigkeit perfekt einzusetzen. Selbst ohne den Materialverlust – Schwarz wird hier seinen Springer aufgeben – stünde Weiß auf Gewinn, so aber ist die Situation noch hoffnungsloser.
Praktisches Beispiel
In der Spielpraxis sind die Situationen meistens komplexer. Das folgende Beispiel zeigt, wie Weiß absichtlich die Gabel wählt, weil es aus seiner Sicht das kleinste aller Übel ist.
Hier hat Weiß scheinbar alles im Griff. Der Bauer auf b3 ist zwar auf dem Weg zur Grundlinie, aber die bessere Bauernstruktur von Weiß und die Position von Springer und Turm können dies kompensieren. Der beste Zug wäre Tc8+, doch stattdessen zieht Weiß, aus Angst vor dem Bauern, Tb2. Die Gabel ist noch nicht offensichtlich, aber Ta2 bringt Weiß in eine schwierige Lage.
Der Bauer konnte bisher nicht einfach durchlaufen, weil Sc3 das Feld b1 deckt. Nun hat Weiß aber eine andere Situation. Mit Txa2 bxa2 marschiert der Bauer auf a1 zu und ist nicht mehr zu stoppen. Statt Schwarz die Dame zu gönnen muss der Turm geopfert werden. Txb3 Sd2+ kostet dem Turm das Leben, aber es ist immer noch besser als Schwarz eine Dame zu überlassen.
Man muss Weiß zugute halten, dass es sich dabei um eine Blitzpartie handelte und das Motiv, einen vorrückenden Bauern mit einem Turm zu blockieren, häufig vorkommt. Weiß hatte einfach nicht die Zeit die Situation genau zu berechnen und griff auf ein bewährtes Mittel zurück, das in dieser Situation nichts half. Weiß gab nach der Gabel auf.
Zusammenfassung
Eine Gabel ist eine starke Waffe, es gibt aber, wie gezeigt, auch Situationen aus denen man sich herauswinden kann. Die Gabel muss nicht zwangsläufig für eine Entscheidung sorgen, wie das Beispiel mit der ersten Bauerngabel zeigt. Manchmal sind andere Motive, wie hier die Fesselung, einfach stärker. In manchen Situationen gibt es auch die Möglichkeit, dass eine der angegriffenen Figuren mit dem nächsten Zug ein Schach geben kann und sich im darauffolgenden Zug die zweite Figur rettet. Mit genug Übung erkennt man solche Situationen aber sehr rasch und weiß, wann eine Drohung gefährlich ist und wann nicht.