Englische Eröffnung

1. c4

»Ein ganz dummer Zug.« sagte einst der Schachmeister Siegbert Tarrasch über 1. c4. Kurz darauf verlor er mit Schwarz gegen diese Eröffnung.

 

Circa 60% meiner Spiele mit Weiß beginne ich mit c4. Das zeigt, welchen Stellenwert diese Eröffnung bei mir hat. In der großen Schachwelt ist diese Eröffnung nicht ganz so populär, e4 wird beispielsweise siebenmal häufiger gespielt.

Die Englische Eröffnung ist die umfangreichste und abwechslungsreichste Eröffnung im Schach und dennoch hat man mit dem ersten Zug die Kontrolle, wo hin die Reise geht. Dies hat man beispielsweise mit e4 oder d4 nur bedingt, da Schwarz auf Varianten ausweichen kann, die einem selbst, als Weiß, nicht liegen. Es gibt auch Großmeister, die mit Weiß ausschließlich c4 spielen. Einerseits wegen den zahlreichen Varianten, andererseits, weil man keine weitere Eröffnung mit Weiß lernen muss.

Die Gewinnchancen stehen für Weiß bei 37,8%, 34% der Spiele enden unentschieden. Aufgrund der Vielzahl der Möglichkeiten dieser Eröffnung hat man die Gelegenheit, auf bekanntem Gebiet nach »Tageslaune« zu spielen. Sie können verhalten agieren, aber auch aggressiv. Sie können den Gegner locken und zu Fehlern zwingen oder, wenn er es zulässt, überrollen.

1…Sf6
2. Sc3 g6
3. g3 Lg7
4. Lg2 O-O
5. Sf3 d6
6. O-O e5
7. d3 Sc6

 

Ich war selbst erstaunt, als ich sah, dass diese Variante die meistgespielte ist. Mit 35,5% stehen die Chancen auf ein Unentschieden sehr gut. Das Zentrum wird von beiden Seiten vorerst ignoriert und man entwickelt sich auf den Flügeln. Auch für die Möglichkeit, es ruhig angehen zu können, mag ich diese Eröffnung, auch wenn diese Variante selbst für mich zu ruhig ist. Spätestens im fünften Zug wären Ideen wie 5. d4 d6 6. e4 interessant, mit denen Weiß das Zentrum absichert. Ein Vorstoß mit 6…c5 oder 6…e5 ist für Schwarz sehr unangenehm, da 7. d5 doch sehr böse in die schwarze Stellung drückt und (bei 6…e5) mit 7…c6 (im umgekehrten Fall wäre 7… e6 erzwungen) beantwortet werden muss.

 

Wenn wir uns das Diagramm nach dem alternativen Weg anschauen, wirkt die Stellung schon viel freundlicher für Weiß. Die Dame hat zwei Diagonale, der schwarzfeldrige Läufer ist frei und das Zentrum ist (derzeit) fest in Weißer Hand. Schwarz hat zwar rochiert, steht aber ziemlich gedrückt dran und muss sich irgendwie (in diesem Fall durch 7…c6) vom dominanten Zentrum befreien.