Grundverständnis für das Endspiel

Das Endspiel ist die letzte Phase einer Schachpartie. Es beginnt, wenn nur noch wenige Leicht- und Schwerfiguren auf dem Brett sind. Die Anzahl der Bauern ist für die Beurteilung, ob man im Mittel- oder im Endspiel ist, recht unerheblich. Wann das Endspiel beginnt, wird in der Literatur unterschiedlich eingeschätzt. Als Faustregel kann man sagen: Wenn Weiß und Schwarz zusammen nur noch sechs oder weniger Leicht- und Schwerfiguren auf dem Brett haben, startet das Endspiel. Dies kann vor dem zwanzigsten Zug passieren, aber auch nach dem sechzigsten.

Jede der drei Phasen hat ihren eigenen Charakter. Für das Endspiel gilt, dass hier, wenn beide fehlerfrei spielen, das Ende feststeht. Profis neigen deshalb dazu, in wichtigen Wettkämpfen die Endspiele nicht mehr fertig zu spielen, sondern rechtzeitig aufzugeben oder sich auf ein Remis zu einigen. Auf Amateure wirkt das oft befremdlich, manchmal sogar feige, aber man darf nicht vergessen, dass professionelle Schachpartien über viele Stunden gehen können und die Spieler sich ihre Kraft bei einem Turnier einteilen müssen.

Für uns Normalsterbliche spielt das eine untergeordnete Rolle und wir sollten möglichst jedes Endspiel zu Ende spielen, um daraus zu lernen. Obwohl es im Schach nahezu unendlich viele Kombinationen gibt, so münden viele Partien in ähnliche Endspiele. Allerdings gibt es unglaublich viele Kombinationen die in Büchern und Endspieldatenbanken behandelt werden. Ich möchte mich hier auf ein paar elementare Grundlagen beschränken und zeigen, wie man häufig auftretende Positionen zum Gewinn führt oder zumindest vernünftig abwickelt. Da wir die elementaren Matts bereits behandelt haben, spare ich diesen Teil aus. Sie lernen, wie man beispielsweise einen Bauern zur Umwandlung führt, das Matt mit Dame und König finden Sie im Kapitel »Mattsetzen«.

Ein wichtiges Merkmal von zahlreichen Endspielen ist eine höhere Aktivität des Königs. Der Monarch unterstützt dabei meistens die eigenen Bauern beim Angriff oder der Verteidigung. Diese Rollenverteilung tritt durch den vorherigen Verlauf der Partie auf. Die Seite mit Materialvorteil ist in der Regel der Angreifer und versucht zu gewinnen. Der Verteidiger strebt mindestens ein Unentschieden an.

Wie am Anfang der Lektionen beschrieben, gibt es Kombinationen, bei denen das Remis bereits feststeht. Wenn eine oder beide Seiten neben den Königen nur noch einen Läufer oder einen Springer haben, ist es ebenso Unentschieden wie wenn nur noch beide Könige übrig bleiben. Dazu kommen noch viele Stellungen die Aufgrund von Zugwiederholungen unentschieden gewertet werden. Dies passiert vor allem in Stellungen mit nur einer Leichtfigur und vielen Bauern, die sich gegenseitig neutralisieren.

Hierzu ein Beispiel:

 

Die Stellung ist aus der Partie Bobby Fischer gegen Vlastimil Hort und wurde von den beiden Großmeistern 1970 in Siegen (Deutschland) gespielt. Die Stellung ist komplett ausgeglichen. So lange keiner einen entscheidenden Fehler macht, kann das Spiel nahezu ewig weiter gehen. In solchen Stellungen ziehen beide vorwiegend die Könige hin und her oder in diesem Fall, könnte der Läufer zwischen b2 und c1 pendeln, bis eine Zugwiederholung erreicht wurde. Wenn keiner der Beteiligten auf Zeit verlieren kann, gibt man sich die Hand und beginnt mit einem neuen Spiel. Selbst in Blitzpartien kommt es vor, dass man sich hier auf ein Remis einigt.

In den nachfolgenden Kapiteln habe ich ein paar der elementaren Stellungstypen zusammengetragen. Diese kommen bei Nichtprofis sehr oft vor und man sollte vor allem die Grundideen, die, je nach Seite, zum Sieg oder Unentschieden führen können, kennen.

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