Vorwort

Schach. Es ist ein merkwürdiges und zumeist ruhiges Spiel. In den meisten Fällen sitzen sich zwei Spieler still gegenüber und sprechen über lange Zeit, manchmal sogar über Stunden, kein Wort. Dennoch begeistert es auf der ganzen Welt Millionen von Menschen, so auch mich und hoffentlich bald auch Sie.

Ich war gerade sieben Jahre alt, als ich die Regeln des Spiels erlernte. Eigentlich nicht ganz, da man mir die Regeln nicht richtig beibrachte und ich die ersten drei Jahre mit falschen Regeln spielte. Beispielsweise brachte man mir bei, dass man im Schach beim ersten Zug gleich zwei Figuren ziehen könne, was Quatsch ist. Zum ersten Mal kam ich mit dem Spiel in Kontakt, als ein damaliger Bekannter einen Schrank ausräumte um Ordnung zu schaffen. Inmitten von langweiligen Papieren, Umschlägen und Büchern blitzte ein Karton auf. Darauf groß zu sehen: ein Springer. Der Anblick dieser Figur faszinierte mich und ich fragte, was das sei. »Ein Spiel«, antwortete mir der ältere Mann knapp und die Antwort begeisterte mich in dem Alter ungemein, schließlich konnte ich damit deutlich mehr anfangen, als mit dem restlichen Schrankinhalt. Da er selbst nicht spielen konnte, brachte mir die falsche Regeln sein erwachsener Sohn bei. Mit ihm spielte ich ungefähr zwei Jahre und verlor jedes Mal! Doch trotz dieser Erfahrungen, blieb ich beim Spiel, weil mich einige Dinge vom ersten Moment an begeisterten.

Allen voran die Stille. Ich liebe es heute noch wie damals, einfach davor zu sitzen und nichts zu hören. Dabei entsteht eine fast schon meditative Ruhe, die einen veranlasst, sich voll auf eine Sache zu konzentrieren. Man kann alles ausblenden und nur auf das Brett und die Figuren achten. Kein Würfel der Lärm macht, keine Spieler die aufschreien, einfach nur Stille und Konzentration. Der Lärm entsteht – im Kopf – wenn man im inneren Monolog Kombinationen durchgeht und Wege sucht, um seinen Gegner zu besiegen oder der drohenden Niederlage zu entfliehen.

Der zweite Aspekt ist die geistige Aktivität. Die Neuronen im Kopf scheinen Höchstleistungen zu entwickeln und es ist ein phantastisches Gefühl, wenn man mit einer Idee den Gegner überwindet und etwas findet, was auf dem Brett zu sehen war, der Gegenspieler aber nicht zu sehen vermochte.

Mittlerweile gibt es für mich viele weitere Gründe, dieses Spiel zu lieben, doch auf diese gehe ich an anderer Stelle ein. Als Kind war es vor allem die Mischung aus der äußeren Stille und dem inneren »Lärm«, der durch den intensiven Denkprozess entsteht. Als Ganzes war es für mich vor allem eines: Entspannend!

Mit ungefähr 10 Jahren erst meldeten mich meine Eltern bei einem Schachkurs an. Da traf ich endlich ein paar Spieler, die etwa in meinem Alter waren; und vor allem einen guten Lehrer. Nach dem Kurs lud er mich zum örtlichen Schachclub ein, wobei die Bezeichnung »Schachclub« eher irreführend war. Es handelte sich um einen Altherren-Club, bei dem zwar Schach gespielt, aber vorwiegend Wein und Bier getrunken wurde. Ab und zu wurden Gedichte vorgetragen und Bücher ausgetauscht, aber es wurde auch Schach gespielt und das war mir wichtig. Das die Veranstaltung mitten in der Woche in einem Hinterzimmer eines verrauchten Lokals stattfand, war für mich nicht störend.

Es dauerte wieder ein paar Jahre, bis ich auf Turniere durfte. In der Zwischenzeit brachte ich mir einiges selbst bei und trainierte mit einem Mephisto-Schachcomputer, da die alten Herren kein Interesse hatten, ein Kind zu unterrichten. Meine ersten Turniere waren ein Schnellschachturnier an der Schule und einige ebenso schnelle Turniere in der Firma, in der mein Vater arbeitete. Da waren immerhin ehemalige Bundesligaspieler, gegen die – trotz meiner jungen Jahre – ich ziemlich alt aussah.

Mit den Jahren kamen zum Schach weitere Hobbys hinzu und eines Tages, ich war 17 Jahre alt, musste ich für mich entscheiden, auf was ich verzichten möchte. Da ich für den Verein keine Zeit mehr hatte und mein Freundeskreis keine Schachspieler beinhaltete, fiel das Spiel dieser Entscheidung zum Opfer.

In den folgenden knapp 20 Jahren spielte ich nur noch selten. Alle zwei bis drei Jahre hatte ich richtig Lust darauf, aber der Computer war zu gut und auf Schachportale hatte ich keine Lust. Doch 2015 war es dann soweit: Ich wollte das Spiel wieder zu meinem Hobby machen. Nach einigen Onlinepartien besorgte ich mir ein richtiges Brett, ein Buch und schaute so lange YouTube-Videos, bis ich der Meinung war, einen eigenen Kanal über Schach betreiben zu können. Nicht, weil ich so gut war, sondern weil ich die Begeisterung teilen und andere Leute mit meiner Begeisterung anstecken wollte!

Der YouTube-Kanal hatte zwar einige Follower, doch eines Tages entschloss ich mich, diesen einzustellen. Einerseits, weil ich mit der Qualität der Videos nie zufrieden war, andererseits: YouTube ist mir meistens zu laut.

Dennoch: Schach macht einfach rundum Spaß und ist eine sinnvolle und geistreiche, charakterbildende Freizeitbeschäftigung. Im Laufe der Zeit las ich mehrere Schachbücher, doch diese sind vor allem an zwei Gruppen gerichtet. Entweder an absolute Anfänger, oder Vereinsspieler, die sich stark verbessern möchten. Doch nicht jeder hat die Ambition der neue Magnus Carlsen, Bobby Fischer oder Garry Kasparov zu werden. Viele möchten das Spiel erlernen und gut genug werden, um es auf einem für Amateure ansehnlichen Niveau zu betreiben. Schließlich kann und will nicht jeder, der Fußball spielt, auch ein Messi oder Ronaldo werden.

Was Sie inhaltlich vom dieser Seite erwarten können, erfahren Sie auf den kommenden Seiten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei und hoffe, dass Sie vom Spiel ebenso begeistert sind, wie ich.

Sven Gramatke
November 2019