Remis

Im Schach unterscheidet man zwei Arten von Unentschieden: Remis und Patt. Dabei ist Remis eine Ansammlung verschiedener Möglichkeiten, ein Unentschieden zu erzielen. Patt ist eine spezielle Form des Unentschiedens.

Eine Partie ist remis, wenn:

  1. eine tote Stellung entstanden ist, also keiner der beiden Spieler den Gegner mattsetzen kann
  2. sich beide Spieler darauf einigen
  3. mindestens 50 Züge lang kein Stein geschlagen und kein Bauer bewegt wurde. Dann kann der Spieler, der am Zug ist, Remis reklamieren.
  4. infolge des Spiels drei Mal die gleiche Stellung vorliegt, kann einer der Spieler ein Remis reklamieren.
  5. im Fall eines Dauerschachs. Wenn einer der Spieler nur noch Schach gibt, der andere dies nicht unterbinden kann, es aber nicht zu einem Matt kommt. In den meisten Fällen kommt hier die vierte Regel zur Anwendung, weil irgendwann zwangsläufig drei Mal die gleiche Stellung vorliegen wird.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten für ein Remis, diese kommen aber nur in Turnieren zum Einsatz und haben fast alle mit Zeitkontrollen und individuellen Regeln des Turniers zu tun. Am Computer, egal ob Programm oder im Internet, verliert immer derjenige Spieler, dessen Zeit abgelaufen ist.

Schauen wir uns jetzt Mal ein paar der Bedingungen für ein Remis an.

Die tote Stellung

 

Die offensichtlichste Stellung ist diese. Auf dem Brett befinden sich nur noch zwei Könige. Diese können sich nicht gegenseitig angreifen (weil sie durch den Angriff selbst angegriffen werden) und demzufolge auch nicht Matt setzen. Die Partie endet Remis.

 

Ein Springer und ein König gegen einen König ergibt ebenfalls automatisch Remis. Es gibt keine Möglichkeit, mit einem Springer und einem König alleine einen gegnerischen König Matt zu setzen.

 

Ein Läufer und ein König gegen einen König ist das Gleiche, wie beim Springer. Auch hier kann es kein Matt geben, die Partie endet also Remis.

Sich auf ein Remis einigen

Online, vor allem im Blitzschach, kommt das sehr selten vor. Selbst in einer leicht schlechteren Stellung sind viele nicht bereit, sich auf ein Remis zu einigen, da sie hoffen, über die Zeit das Spiel zu gewinnen. Im klassischen Schach sieht es anders aus, vor allem unter Spitzenspielern. Diese erkennen früh, wenn ein Spiel in eine »remisliche Situation« gerät, also höchstwahrscheinlich zu einem Unentschieden kommt. Da unter solchen Spielern die Chancen nahe Null sind, dass der Gegner in diesen Stellungen einen Fehler macht, einigt man sich auf ein Remis.

Je nach Turnier gibt es ein Limit dafür, ab welchem Zug man Remis anbieten darf. Meistens liegt die Grenze ab dem 40. Zug. Bei der Schachweltmeisterschaft 2016 lag diese Grenze beim 30. Zug. Online gibt es kein Limit, man kann sich theoretisch schon nach dem ersten Zug auf ein Remis einigen.

Dieser Fall kommt online manchmal bei Blitzturnieren vor, wenn beide Spieler von einem halben Punkt profitieren würden. Sehr sportlich, gegenüber der Konkurrenz, ist das aber nicht.

Remis durch Dauerschach

Dauerschach, oder auch »Ewiges Schach« ist ein Mittel, um den Gegner zu einem Remis zu zwingen.

 

Die hier gezeigte Partie spielte ich im Dezember 2016 online. Ich hatte Weiß und war von der Stellung her hoffnungslos unterlegen. Kurz zuvor ergab sich für meinen Gegner die Gelegenheit, in einigen Zügen durch Matt zu gewinnen. Da die Situation aussichtslos war, blieb mir nur die Möglichkeit, auf ein Dauerschach zu spekulieren, wenn er einen Fehler machen würde. Der Fehler bestand darin, dass er einen Zug lang kein Schach gab und ich somit nicht mehr auf die Schachgebote reagieren musste. Er tat mir den Gefallen, also folge mit Dg5+ (Dame auf g5 gibt Schach) das erste Schach. Der König stand auf h6, musste somit auf g7. Das Diagramm zeigt das Spiel nach Df6+.

Schwarz hat hier zwei Möglichkeiten. Entweder Kh6 oder Kg8. Egal was er zieht, er kommt aus dem Dauerschach nicht mehr heraus. Im schlimmsten Fall droht ihm sogar selbst die Niederlage. Mein Gegner entschied sich für Kh6 und ergab sich dem Schicksal des Remis. Kg8 hätte es komplizierter gemacht, wäre aber auf das Gleiche hinausgelaufen. Nach Kg8 wäre Dd8+, Kf7, Dd7+ u. s. w.

Irgendwann hätten wir eine dreifache Stellungswiederholung geschafft, oder es wäre die 50-Züge Regel zur Anwendung gekommen.

Wenn man selbst überlegen ist, sollte man immer ein Auge darauf haben, nicht durch ein Dauerschach einen halben Punkt zu verlieren. Umgekehrt ist gerade in Blitzpartien ein Dauerschach ein gutes Mittel, um sich vor einer Niederlage zu retten.

Übrigens: Anfang 2019 spielte ich gegen einen Freund in einem Restaurant. Die Partie kippte zu meinen Gunsten, es fehlten nur noch wenige Züge zum Matt. An die Möglichkeit eines Dauerschachs dachte ich bei meinem Zwischenzug nicht mehr – und schon wurde aus einem ganzen nur ein halber Punkt.

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