Königsgambit

1. e4 e5
2. f4

 

Von den offenen Eröffnungen zählt das Königsgambit zu den gewagteren Varianten. In der Datenbank gibt es hierzu 15.721 Partien. Die gute Nachricht ist, dass sie von Weiß häufiger gewonnen wird, als man erwarten könnte. Mit 47,4% stehen die Chancen auf einen Sieg gut, mit 19% auf ein Unentschieden eher schlecht.

Der Zug f4 erscheint vor allem wegen den goldenen Regeln der Eröffnung etwas unkonventionell. Es legt den König frei, statt ihn zu schützen und macht eine kurze Rochade sehr unattraktiv. Tatsächlich aber bewirkt f4, dass Weiß durch das Opfer das Zentrum mit zwei Bauern übernehmen kann. Der e-Bauer von Schwarz wird auf das f-Feld abgelenkt.

2…exf4
3. Sf3 g5
4. h4 g4
5. Se5 Sf6

 

Wer von Anfang an Verwicklungen mag, ist hier genau richtig. Beide Seiten verabschieden sich früh von der kurzen Rochade und obwohl bisher nur eine Figur geschlagen wurde, kann man die Felder förmlich brennen sehen. Der natürliche Zug wäre nun 6. Sxf6, gefolgt von Sxe4 (Sxf6 gibt Weiß zu viel Tempo und Raum). Die am meisten gezogene Variante aber lautet:

6. Lc4 d5
7. exd5 Ld6

 

Nicht nur in der Theorie steht hier Weiß schlechter, sondern auch statistisch. Nach dem Läuferzug auf d6 gewinnt Schwarz 46% der Partien, Weiß nur noch 36,2%. In den meisten Fällen rochiert hier Weiß sogar kurz, was die Lage weiter verschlimmert. Den Springer auf e5 verliert zwar Weiß, bekommt ihn aber über ein komplexes Manöver mit Turm und Bauern zurück.

Vom Königsgambit möchte ich nicht generell abraten, aber man muss die Theorie schon sehr genau studieren, um sie effektiv zu spielen. Da Sieg oder Niederlage hier bereits bei den ersten Zügen bestimmt werden können, ist es eine interessante Waffe im Blitzschach. Spielt Schwarz beispielsweise im dritten Zug Sc6, kann Weiß das Zentrum mit d4 übernehmen und gewinnt fast 66% aller Partien. Im Königsgambit gibt es eine interessante Variante, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

 

Im fünften Zug opfert Weiß sogar seinen Springer! Materiell herrscht nach dem 15. Zug ein Ungleichgewicht. Weiß hat einen Springer weniger, dafür aber zwei Bauern mehr. Zudem kommt, dass der schwarze König nicht besonders sicher steht, der Läufer auf c8 nicht entwickelt ist und Weiß mit seinen Türmen ein viel aktiveres Spiel hat. Man sieht sehr eindrucksvoll, dass Schach viel mehr ist als reines Figuren zählen.