Im Endspiel treten die Stärken und Schwächen des Springers besonders deutlich zutage. Die charakteristischen Stärken bleiben – wie man sie während des gesamten Spiels gekannt hat. Er kann Figuren überspringen, wechselt die Feldfarben und ist aufgrund seiner Bewegung nicht so leicht zu berechnen. Auch im Endspiel besteht die Gefahr von Gabeln, ist aber etwas geringer als im Mittelspiel.
Doch im Endspiel wird auch die größte Schwäche des Springers offensichtlich: seine begrenzte Reichweite. Während Läufer und Türme das gesamte Brett in kürzester Zeit durchqueren können, muss sich der Springer mühsam vorarbeiten. Er ist gezwungen, Umwege zu machen, die sich jedoch durchaus lohnen können. Da in vielen Endspielen neben dem Springer nur noch Könige und Bauern übrig sind, bleibt der Springer in solchen Situationen dennoch eine der schnellsten Figuren.
Ein großer Feind des Springers ist der Randbauer. Dies liegt an der Art seiner Bewegung und daran, dass ein Randbauer nur von einer Seite angegriffen werden kann.
Normalerweise kann ein Springer einen einzelnen Bauern leicht aufhalten, wenn er nicht zu weit entfernt ist. Bei zwei Bauern kann es zu einem Remis kommen, wenn sich der Springer für einen Bauern opfert und der König den zweiten Bauern schlägt. Doch auch in solchen Situationen sind Randbauern tückisch. Schauen wir uns also einige Beispiele genauer an.
Es ist ganz offensichtlich, dass Weiß nicht mehr gewinnen kann. Doch kann Schwarz den Bauern umwandeln? Wenn Weiß am Zug ist, wird das nicht funktionieren. 1. Se3 Kf2 2. Sxg2
Wenn Schwarz am Zug wäre, sieht es anders aus. Durch 1…Kh1 kann der König ausweichen und Weiß kann die Umwandlung nicht mehr verhindern. 1…Kf1?? wäre natürlich ein Fehler, da 2. Se3+ Schach gibt und den Bauern schlagen kann.
Schauen wir uns einen hoffnungslosen Fall an:
Die Geschichte beginnt mit 1. h6 Sd5+ 2. Kf3 Se7 3. h7 Sg6 4. Kg4 Sh8
Der Entscheidende Punkt ist, dass der weiße König eingreifen kann, während der Springer nur blockiert. 5. Kh5 Kf5 6. e4+ Ke5 7. Kh6 Sf7+ 8. Kg6 und spätestens ab jetzt herrscht Untergangsstimmung im schwarzen Lager. 6. e4+ ist dabei nur ein Bonus für Weiß, ohne den Zug hätte es ebenfalls funktioniert.
In der nächsten Situation sieht man ebenfalls den Nachteil eines Springers.
Wenn Schwarz am Zug wäre, könnte er klar gewinnen. 1…Kc5 z. B. würde alle Träume von Weiß beenden. Doch leider ist es umgekehrt. Weiß ist am Zug und gewinnt. 1. b6 Sxb6 2. e7 Sd7 3. e8=D.
Nachdem der Springer in den letzten Situationen unglücklich wirkte, schauen wir uns einmal eine kleine Heldenreise an.
Vorsicht Randbauer! Hinzu kommt, dass er weit vorgerückt ist, vom König gedeckt wird und der Springer nicht besonders nah steht. Doch durch einen genialen Zug kann Weiß das Remis retten. Finden Sie die Lösung?
Ich zeige nur einen Weg auf: 1. Sc4! Kg1 2. Se5 Kg2 3. Sg4 Kg3 4. Se3 Kf2 5. Sg4+ Kg3 6. Se3 h2 7. Sf1+
Alle Hoffnungen von Schwarz liegen in Trümmern – und es begann mit 1. Sc4! Hätte sich Weiß für 1. Se4?? entschieden, hätte Kg2 die Entscheidung gebracht. Auch 1. Sf3+ hätte alles ruiniert, da 1…Kg2 2. Se1+ Kg3 zur Damenumwandlung führen.
Schauen wir uns eine weitere typische Situation an. Weiß ist am Zug und hat eine dumme Idee. Es zieht 1. Se6+. Was ist daran falsch? Was wäre der bessere Zug gewesen?
Die Tragik geht in etwa so weiter: 1…Kb5 2. Sf4 Ka4 3. Kd4 Ka3 4. Sd5 h3 5. f4 b2
Weiß hat zwei wichtige Dinge vergessen. Einmal die generelle Aufgabe des Springers in dieser Situation. Mit 1. Sh3 wäre alles in Butter gewesen, ein glasklares Remis. Das liegt vor allem an der zweiten Sache, die Weiß vergaß: Das Verhalten von Schwarz, wenn es Mehrbauern hat. Durch die Katastrophe 1. Se6+ führt es den schwarzen König auf den Damenflügel, wo er seine Bauern unterstützen kann UND gibt zudem die Verteidigung der h-Reihe auf. Korrekturversuche, wie 2. Sf4, sind bereits zu spät.
Fassen wir einmal die wichtigsten Punkte zusammen:
- Versuchen Sie, Ihre Springer möglichst zentral zu positionieren. Ein zentraler Springer hat mehr Einfluss auf das Brett und kann besser auf die Bauern reagieren.
- Wenn Sie gegen einen einzelnen Bauern spielen, ist es oft sinnvoll, den Springer so zu platzieren, dass er den Bauern im Schach hält oder direkt angreift.
- Randbauern sind oft schwieriger zu verteidigen. Wenn der Gegner einen Randbauern hat, kann es hilfreich sein, den Springer in die Nähe des Randes zu bringen, um den Bauern leichter aufzuhalten.
- Manchmal kann es notwendig sein, Ihren König zur Unterstützung des Springers zu bringen. Zusammen können König und Springer effektiver gegen einen Randbauern arbeiten.
- Ein Bauer, der die 7. Reihe erreicht, ist besonders gefährlich. Der Springer sollte versuchen, in die Nähe des Bauern zu kommen, um zu verhindern, dass er zur Dame wird.
- Wenn der Gegner zwei Bauern hat, kann der Springer versuchen, die Bauern zu blockieren und zu verhindern, dass sie sich koordinieren. Oft ist es möglich, einen Springer zu opfern, um den anderen zu stoppen, insbesondere wenn der König in der Nähe ist, um den verbleibenden Bauern zu halten.
- Der gegnerische König kann manchmal den Springer und die eigenen Bauern blockieren. Versuchen Sie, den gegnerischen König von den Bauern fernzuhalten, um ihnen das Vorrücken zu erschweren.